Der Schweizer Diplomat Harald Feller (1913-2003) durchlebte eine ganz einzigartige Zeit zwischen 1944 und 1946. Während der deutschen Besetzung Ungarns repatriierte er verfolgte Personen in die Schweiz und beherbergte heimlich schwedische Diplomaten und Juden. Er leitete die Botschaft während der fast dreimonatigen militärischen Belagerung der Hauptstadt durch die Rote Armee. Er wurde vom sowjetischen Geheimdienst gefangen genommen und verbrachte ein Jahr in Stalins Gefängnissen. Während seiner Haft wurde in Bern ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet, und ehemaligen Kollegen sowie die Presse beschuldigten ihn der Kollaboration mit den Nazis oder sogar einer pro-nazistischen Haltung. Nach seiner Rückkehr gelang es ihm, die Unbegründetheit dieser Anschuldigungen zu beweisen. Aber das interessierte niemanden mehr. Feller verliess den diplomatischen Dienst, wurde Staatsanwalt in Bern, Regisseur und Theaterschauspieler. Erst in den 1990er Jahren wurden seine Verdienste anerkannt. Er selbst sah sich jedoch nie als Held, sondern als ein Mensch, der nur seine Pflicht getan hat.
Das Buch von François Wisard beleuchtet die verschiedenen Leben von Harald Feller auf der Grundlage von öffentlichen und privaten, teilweise unveröffentlichten Archiven.
Im Anschluss an die Lesung stellen sich Autor François Wisard und Eva Koralnik – ein von Harald Feller gerettetes jüdisches Flüchtlingskind – den Fragen des Publikums