Zart, verloren, respektlos, gebrochen, aufmüpfig und explosiv präsentieren sich die neuen Songs. Klezmer-Tanzfieber, Apokalypso-Jazz, Kabaret-Groteske, Lagerfeuer-Romantik. Hymnen aus dem Niemandsland der Vergangenheit. Exodus und Exil. Hoffnungsspendende Songs aus dem Katastrophenjetzt. Widerstandslieder für eine bessere Zukunft. Kahn: «Ich stamme aus Detroit, einer Arbeiterstadt. Ich liebe Songschreiber wie Woody Guthrie und Bob Dylan. Und eben die jiddischen Arbeiterlieder. Über einen Arbeitslosen in den USA heute kann ich ein Lied singen, das vor einhundert Jahren in Minsk geschrieben worden ist. Es passt immer noch. Mich interessieren die jiddischen Lieder, die politisch sind. Aber ich habe auch schon Sympathy for the Devil von den Rolling Stones ins Jiddische übersetzt.» Mit dabei sind die beiden nimmermüden Painted Birds Jake Shulman-Ment – Fiddle und Christian Dawid – Klarinetten, Saxophon und Schlagzeug. Über letzteren schrieben wir schon: Der Berliner Klezmer-Veteran Christian Dawid sorgt mit seinem Arsenal von Blasinstrumenten für den Sound einer betrunkenen Seemannskapelle, die eine jüdische Hochzeitsfeier aufmischt. Punk, Klezmer, Jazz, Brecht, Waits, Folk-Balladen – Kahn & seine beiden Malvögel schmuggeln die Songs durch alle Zeitsprünge, Sprachen, Kulturen, Genres oder Traditionen in unsere Gegenwart, die all den kettensägenmassakrierenden, Untergangstrampelraubrittergespenstern nicht genug tanzende Lebensfreude entgegensetzen kann. Hier auf unserer allerletzten Live-Weltkulturerbe-Insel an der klezmerblauen Mississihl inklusive solidgrauem Fischreiher.
«Man könnte sagen, ich mache eine Art jiddisches Punk-Kabarett. Kritik an Nationalstaaten, globalisierte Identitäten, Remix von Traditionen – Sauerstoff für den langen Atem des Jiddischen.» – DK in NZZ
…eine wütende, zärtliche, verrückte, punkige, freejazzige, aber immer in der Folklore der kyrillisch schreibenden Welt und ihrer Nachbarn grundierte Kommune-Musik, wie es sie, vor allem was die literarischen Quellen anbelangt, noch nie auf einer Klezmer-CD gegeben hat. – FAZ